Antagonisten schreiben
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Starke Antagonisten schreiben – Gegenspieler mit Tiefe

Teil 2 der Serie „Starke Figuren schreiben“

Lesezeit: ca. 4 Minuten

In diesem Blogartikel geht es um den Gegenspieler deiner Hauptfigur – den Antagonisten. Clever angelegt, bringt er (oder sie) Spannung und Dramatik in deine Geschichte und ist im Idealfall eine Figur, an die sich deine Leser noch lange erinnern werden.

Ich bin so böse!

Welche Motive hat der Antagonist?

Dabei solltest du nicht Schwarz-Weiß denken (es sei denn du schreibst bewusst einfache Geschichten, etwa für Kinder). Denn wenn du starke Antagonisten schreiben willst, brauchen sie eine Motivation. Sie tun Böses nicht, weil sie böse sind, sondern weil sie meistens einen guten Grund dazu haben. Der einfachste ist, dass sie Macht / Reichtum / Erfolg wollen. Manchmal treibt sie auch ein erlittenes Unrecht an, für das sie Rache wollen. Oder sie wollen eigentlich etwas Gutes, versuchen das aber mit den falschen Mitteln zu erreichen.

Spannend ist es auch, wenn der Antagonist selbst einen inneren Konflikt hat. Wenn er zerrissen ist und selbst daran zweifelt, ob er das richtige tut. Oder wenn er gegen seine ganz eigenen Dämonen kämpfen muss. Dabei solltest du allerdings aufpassen, dass der Gegenspieler deinen Haupthelden nicht in den Schatten stellt und zum eigentlichen Star deines Romans wird.

Ich will das Gegenteil

Du siehst, wie auch deine Hauptfigur, sollte der Antagonist Profil und Tiefe haben, damit deine Geschichte interessant wird. Er braucht etwas, das ihn antreibt, etwas, das ihn nach seinem Ziel streben lässt – und dieses Ziel steht dem deines Protagonisten diametral gegenüber. Das kann beispielsweise so aussehen: Wenn deine Hauptheldin ein ruhiges Haus an einem See haben möchte, will dein Antagonist eine Schnellstraße durch den Wald bauen. Wenn deine Hauptfigur seinen Traumberuf als Regisseur verwirklichen will, ist die Gegenspielerin die skrupellose Filmmagnatin, die bisher jeden noch so idealistischen Rookie aus dem Geschäft gedrängt hat.

Übrigens: Nicht nur andere Menschen können Gegenspieler sein. Manchmal ist es auch eine Vergangenheit, die deine Hauptfigur einholt oder ein System, dem sie sich scheinbar machtlos gegenüber sieht.

Spiegelbild

So gegensätzlich die Ziele von Held und Gegenspieler auch sind, oft wird es interessant, wenn sie sich charakterlich ähnlich sind. (Genauso kann es Spannung erzeugen, wenn die Freunde deiner Hauptfigur entgegengesetzte Eigenschaften haben. Aber dazu mehr im 3. Teil der Serie – Nebenfiguren.) Um einen starken Antagonisten zu schreiben, solltest du folgende Beispiele im Hinterkopf haben: Vielleicht sind dein Hauptheld und sein Gegenspieler hochintelligent und verschroben wie Sherlock Holmes und Professor Moriarty oder neigen beide dazu, die Regeln zu brechen wie Harry Potter und Tom Riddle. Vielleicht verfolgen beide am Anfang sogar das gleiche Ziel, haben aber unterschiedliche Mittel, um es zu erreichen und genau deswegen trennen sich ihre Wege.

Der Antagonist ist manchmal das Spiegelbild des Protagonisten

In dem Roman, an dem ich gerade arbeite, sind Protagonist und Antagonist beide geniale Chemiker, die in den 20er Jahren große Erfolge feiern, immer dann, wenn sie zusammenarbeiten. Leider sind beide auch sehr ehrgeizig, weshalb sie sich immer wieder in die Quere kommen. Charakterlich sind sie sehr unterschiedlich. Mein Protagonist ist eher der Typ schüchterner Beamter, während der Antagonist ein charmanter Lebemann ist, der nichts anbrennen lässt. Dennoch sind beide auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und in Momenten, in denen sie ihre Rivalität überwinden können, erkennen sie auch, dass sie eigentlich auf derselben Seite stehen.

Heinrich Weber, der Protagonist - schüchtern und eher bieder
Heinrich Weber, der Protagonist – schüchtern und eher bieder
Emil Gerstmann, der Antagonist - charmant, ein Lebemann
Emil Gerstmann, der Antagonist – charmant und ein Lebemann

Der Weg des Widersachers

Klassischerweise verläuft der Weg des Antagonisten gegensätzlich zu dem deiner Hauptfigur. Ist dein Hauptheld am Anfang der Geschichte noch schwach und unauffällig, ist der Gegenspieler scheinbar übermächtig. Je weiter dein Protagonist aber auf seinem Weg vorankommt, je mehr er lernt oder je stärker sie wird, desto mehr werden erste Schwächen des Antagonisten sichtbar, und es ergibt sich eine Chance, ihn zu besiegen. Wenn du nach einem klassischen Happy End strebst, wird am Ende der Held der strahlende Sieger sein und der Antagonist ist entmachtet. Diese Art von Geschichte kannst du übrigens super mit der Heldenreise planen.

Weitere Beiträge der Serie

Ich hoffe, du konntest aus dem Blogartikel ein paar Anregungen mitnehmen, um deinen Antagonisten zu schreiben. Wenn du mehr über starke Figuren lesen möchtest, dann schau doch mal in diese Artikel:

Teil 1: Hauptfigur entwickeln: Die wichtigste Figur deines Romans richtig anlegen

Teil 3: Nebenfiguren mit Persönlichkeit (kommt bald)

Wenn du neugierig auf meine Geschichten geworden bist, dann findest du hier eine Übersicht, mit meinen Adventskalendern (Krimi, Romanze und Fantasy). Lass dich von sympathischen Charakteren (und fiesen Antagonisten 😉) und spannenden Geschichten durch den Advent begleiten.

Du möchtest selbst einen Plot entwickeln, die Leser mitreißt? Dann hol dir mein kostenloses Freebie: „5 Fragen, um deine Buchidee zu retten“. Darin findest du noch mehr Input zu Romanfiguren, dem zentralen Element für ein erfolgreiches Buch.

Hab eine gute Zeit!

Ulrike

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